Ehe als eine Berufung verstehen.
Als junger Mensch gab es eine entscheidende
Erkenntnis für mich: Ich habe nur ein Leben – und das möchte ich gut
nutzen! Spätestens nach dem Abitur war für mich klar, dass dazu auch
eine Entscheidung gehört, wie ich mein Leben gestalten möchte. Es sollte
nicht vor sich hindümpeln, sondern eine konkrete Richtung bekommen.
Denn ich bin mit dem Glauben daran aufgewachsen, dass Gott einen Plan für mich hat, einen liebevoll vorbereiteten Weg.
In
der Beziehung zu Bernhard, meinem Ehemann, bekam ich die Sicherheit,
dass die Ehe dieser Weg sein sollte. Vorher war ich davon nicht
überzeugt. Erst durch meinen Mann habe ich das Vertrauen in
Partnerschaft bekommen. Zum Heiraten musste ich aber nicht überredet
werden, im Gegenteil. Unsere Beziehung lebten wir von Anfang an mit
einer gewissen Ernsthaftigkeit, auf Zukunft hin.
Das Schönste an der
Ehe ist in meinen Augen, sich ganz fallen lassen zu dürfen in das „Ja“,
das Versprechen des anderen – ganz auf die Liebe des anderen vertrauen
dürfen, bedingungslos angenommen zu sein. Das erlebe ich in unserer
Beziehung sehr stark. Gleichzeitig können wir uns als Paar in das „Ja“
Gottes zu uns beiden ganz fallen lassen.
Für meinen Mann und mich ist es sehr wichtig, dass wir versuchen, nicht nur für uns selbst zu leben, weder als Einzelne, noch als Eheleute.
Schon als wir uns kennenlernten spielte das eine große Rolle. Unabhängig voneinander machten wir als Jugendliche besonders innerhalb unserer geistlichen Gemeinschaft, der Fokolar-Bewegung, die Erfahrung, wie glücklich es macht, unsere Kreativität, Zeit und Energie auch für andere einzusetzen. Eine Mentalität, die uns zu den Menschen gemacht hat, die sich dann schließlich ineinander verliebt haben. Auch unsere Ehe soll von dieser Offenheit geprägt sein, haben wir uns vorgenommen. Es bedeutet zum Beispiel auch, mit unseren Gütern, etwa unserem Geld und unserem Auto, so umzugehen, dass wir bereit sind abzugeben und zu teilen. Unser Traum ist es, ein offenes Zuhause zu haben – für jeden. Was das bedeutet, wollen wir in den kommenden Jahren noch herausfinden. Kinder sind uns jedenfalls sehr willkommen, und wir wünschen uns eigene Kinder.
Unsere Beziehung, unsere Geschichte gehört dabei
nicht nur uns. Sie ist gleichzeitig Teil der großen Geschichte Gottes
mit dieser Welt.
Darum ist in meinen Augen die Liebe zwischen Eheleuten etwas, das die Partner weit übersteigt, über sie hinausstrahlt.
Unser Trauzeuge - selber nicht gläubig – sagte nach unserer Trauung Folgendes: „Glauben Christen denn nicht an das ewige Leben?
Wie könnt ihr dann versprechen, dass eure Liebe
nur bis ans Lebensende halten soll?“ Ein berechtigter Einwand, der mir
gut gefallen hat. Denn wie heißt es im Hohenlied der Liebe, der oft
zitierten Schrift bei Trauungen: „Die Liebe hört niemals auf.“ (1 Kor
13,8)
Vor allem verstehe ich darunter, dass die Liebe, die wir
investieren, die wir schenken – einander als Paar, unseren Mitmenschen
und in allem, was wir tun – dass diese Liebe nicht im Nichts
verschwindet, sondern ein Stück des großen Mosaiks des Lebens ist. Auch
ich als Ehefrau habe damit also einen konkreten Platz in diesem Mosaik
eingenommen. Ich bin in meiner Berufung Teil des Mosaiks Kirche, Teil
der Geschichte Gottes mit den Menschen. Welche Farbe und Form mein
Mosaikteil bekommt, ist dabei erst in der Entwicklung und dauert wohl so
lange, wie mein Leben selbst.
(Quelle: www.berufung.bistum-dresden-meissen.de)
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